June 16, 2025
Der ultimative Guide zu Design Sprints
Stellen Sie sich vor, Ihr Team löst komplexe Probleme in nur 5 Tagen. So funktioniert ein Design Sprint.
Im Gespräch mit Oliver Stöcker
Was ist ein Design Sprint?
Ein Design Sprint ist eine strukturierte Methode zur schnellen Entwicklung und Validierung von Ideen. Er wurde 2010 als fünftägiger Workshop von Jake Knapp bei Google Ventures entwickelt und einige Jahre später als viertägiger Prozess zum Design Sprint 2.0 weiterentwickelt.
Ziel des Design Sprints ist es, kreative Lösungen für komplexe Probleme zu finden, Prototypen zu erstellen und diese mit Probanden aus der Zielgruppe zu testen – all das in nur einer Arbeitswoche. Design Sprints kombinieren Methoden aus Design Thinking, Lean Startup und agiler Produktentwicklung.

Design Sprint vs. Design Sprint 2.0
Um Verwirrung direkt zu Beginn zu vermeiden, wollen wir den Design Sprint vom Design Sprint 2.0 abgrenzen. Das wichtigste vorweg:
Der Design Sprint hatte nie ein Problem mit der Effektivität…
…sobald er denn lief. Denn immer häufiger zeigte sich, dass er für viele Unternehmen kaum zu realisieren war.
Rund 7 Teilnehmer*innen, die häufig auch noch Schlüsselpositionen innehaben, für eine gesamte Arbeitswoche von all ihren Aufgaben freistellen? In der Praxis eine Mammutaufgabe.
So wurde immer klarer, dass eine im Business-Kontext realistischere Version nötig ist.
Das Ergebnis war der Design Sprint 2.0, der nur noch 4 statt 5 Tage dauert. Aber das ist gar nicht die wichtigste Änderung.
Beim originalen Design-Sprint ist vorgesehen, dass alle Teilnehmer*innen von Montag bis Freitag durchgängig anwesend sind. Beim Design Sprint 2.0 finden nur die ersten beiden Tage mit allen Teilnehmer*innen statt. Danach beginnt bereits die Design-Phase, in der die in der Workshop-Phase erarbeiteten Ideen zu Prototypen entwickelt und anschließend in User-Interviews validiert werden. Für den Workshop sind alle mit an Bord. Im Design braucht es dann Designer*innen.
Für Unternehmen bedeutet das, dass bei einem reinen In-House Workshop eine Handvoll Mitarbeiter*innen für 2 Tage beansprucht werden und das Design-Team für 4 Tage. Wird eine Agentur für den Design Sprint hinzugezogen, muss keine interne Ressource für mehr als 2 Tage geblockt werden.
Bei brightside Studio haben wir unseren eigenen Ansatz zum Design Sprint 2.0 gefunden, der sich aus dem besten der beiden Versionen zusammensetzt: Nur 2 Tage Aufwand für das Sprint Team des Kunden – dann ziehen wir uns zurück und nehmen uns volle drei Tage Zeit, um einen hochwertigen Prototypen zu erstellen und in Interviews zu testen.
Wann kann ein Design Sprint genutzt werden?
Ein Design Sprint ist ideal, wenn Sie eine neue Produktidee schnell und mit möglichst wenig Risiko validieren möchten.
Er hilft dabei, große Änderungen am bestehenden Angebot zu testen, bevor Zeit und Budget in die Umsetzung fließen. Auch wenn Sie ein innovatives Konzept haben, aber der Startpunkt unklar ist, bietet der Sprint eine klare Struktur, um erste Schritte zu definieren.
Und selbst für bestehende Produkte kann ein Design Sprint Sinn ergeben: Wenn Sie bereit sind, mit Ihrem Produkt neue Richtungen zu erkunden, schafft der Design Sprint den nötigen Raum dafür.
Was sind die Vorteile von Design Sprints?
Ein Design Sprint bringt in kürzester Zeit greifbare Ergebnisse – und das mit minimalem Ressourceneinsatz.
Statt monatelanger Abstimmungen oder endloser Konzeptphasen liefert der Sprint schon nach wenigen Tagen erste belastbare Lösungen. Das macht ihn nicht nur schnell (daher der Name)l, sondern auch kosteneffizient: Teams erzielen in wenigen Tagen eine Leistung, für die sonst Wochen oder sogar Monate nötig wären.
Gleichzeitig fördert der Sprint innovative Denkansätze, da unterschiedliche Perspektiven zusammenkommen und gemeinsam an konkreten Herausforderungen arbeiten.
Was sind die Nachteile von Design Sprints?
Ein Design Sprint ist zwar effektiv, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Ohne bestehende Inhouse-Erfahrung im Team kann die Durchführung holprig verlaufen – vor allem, wenn externe Moderation fehlt.
Zudem braucht es starken internen Rückhalt: Ein Sprint funktioniert nur, wenn Entscheider*innen und Fachabteilungen bereit sind, Zeit und Aufmerksamkeit zu investieren. Und genau darin liegt auch der Knackpunkt – der Sprint selbst ist ein Investment: Mitarbeitende werden für mehrere Tage aus dem Tagesgeschäft genommen.
Hinzu kommt ein gewisses Risiko – denn trotz aller Struktur und Nutzerzentrierung kann es sein, dass die getestete Idee am Ende nicht überzeugt.
Wie bereitet man einen Design Sprint vor?
Man sagt’s ja so schön:
“Planung ist die halbe Miete.”
Damit Sie nicht schon vor Beginn Ihres Workshops ins Stolpern kommen, haben wir Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Vorbereitung gesammelt.
Wie bewirbt man einen Design Sprint intern?
Das erste Problem lauert ganz am Anfang – zumindest, wenn Sie nicht in einer Position mit hoher Entscheidungskompetenz für Budgets arbeiten.
Dann stellt sich die Frage: Wie bekommen Sie Ihre*n Entscheidungsträger*in an Bord, sodass es grünes Licht für einen Design Sprint gibt?
Hier kommt die Business Value von Design Sprints ins Spiel.
Der Business Case für Design Sprints 2.0
Wenn Sie einen Design Sprint 2.0 intern pitchen, dann sollten Sie sich des damit einhergehenden Investments bewusst sein:
- Ihre teilnehmenden Mitarbeiter*innen werden für die zwei Workshop-Tage nicht ihren üblichen Aufgaben nachgehen können, da sie sich komplett auf den Design Sprint Workshop konzentrieren sollten. Sollten Sie das Prototyping und die User-Interviews In-House halten, wird ein kleines Kernteam aus dem Sprint für 4 Tage ausfallen.
- Um Nutzer*innen aus der Zielgruppe für das User Testing zu rekrutieren, muss Budget eingeplant werden.
- Wenn der Design Sprint von externen Expert:innen für die Methode gehalten werden soll, fallen auch dafür Kosten an.
Verstecken Sie diese Aspekte in Ihrem Pitch nicht. Sprechen Sie sie stattdessen offen an und entkräften Sie sie mit den Business Benefits Ihres geplanten Design Sprints.
Benefit #1: Extrem schnelle Insights
Was sonst mehrere Monate dauert, ist in 5 Tagen erledigt. Von der Problemdefinition bis zum Testen einer Lösung mit echten Nutzer*innen.
Benefit #2: Budget sparen
Was, wenn die User Tests am Ende des Sprints zeigen, dass die entworfene Lösung in der realen Anwendung durch Nutzer*innen nicht funktioniert? Ist der Sprint dann gescheitert?
Nein, im Gegenteil: In dem Fall konnte eine Idee nicht validiert werden – und so vermieden werden, dass sie mit einem hohen Investment über Wochen und Monate entwickelt wird. Dabei ist die Realität nur selten schwarz-weiß, sondern häufig auch grau: Das sind all die Fälle, in denen eine Idee nicht komplett scheitert, sondern durch einen “early Pivot” auf die Erfolgsbahn gebracht werden kann.
Benefit #3: Innovationen fördern
So richtig erzwingen können Sie innovative Ideen nicht. Allerdings können Sie Ihre Chancen auf den großen Geniestreich erhöhen, indem Sie innovatives Denken fördern. Im Design Sprint passiert genau das: Teilnehmer*innen werden explizit ermutigt, “out of the box” zu denken. Und nebenbei wirkt auch die Freistellung von den üblichen Aufgaben Wunder für Fokus und Kreativität bei der Lösungssuche.
Benefit #4: Gemeinsame Ausrichtung finden
Tag 1 des Design Sprints dreht sich rund ums Stakeholder Alignment. Gerade, wenn im Unternehmen immer wieder interne Debatten um Probleme, Priorisierungen und zukünftige Schritte ausbrechen, kann ein Design Sprint dabei helfen, endlich alle ins selbe Boot zu holen.
Sprinter*innen wählen: Wer sollte mitmachen?
Ich baue mein Design Sprint Team und nehme mit…
Feste Regeln gibt es für die Zusammenstellung und Größe des Sprint Teams nicht, wohl aber einige Faustregeln:
Die vielleicht wichtigste Regel ist, dass das Team interdisziplinär sein sollte. Laden Sie die relevantesten Expert*innen aus anderen Abteilungen ein, die eine wertvolle Perspektive auf das Problem einbringen können. Das können Mitarbeiter*innen aus Marketing, Kundenservice oder Vertrieb sein.
Darüber hinaus sollte Ihr gesamtes Sprint Team sich für die 2 Tage Workshop zu Beginn der Woche den Kalender freihalten. Dazu gehört auch das Informieren der Kolleg*innen über die vorübergehende Unerreichbarkeit.
Der CEO im Design Sprint?
Sollte der CEO selbst ein Teil des Sprints sein?
Eine klare Antwort gibt es darauf nicht. Klare Vor- und Nachteile wiederum schon.
Die Vorteile:
→ Wichtige Expertise: Der CEO kann direkt für die Vision, strategischen Ziele und Prioritäten des Unternehmens sprechen
→ Schnelle Entscheidungen: Schlüsselentscheidungen können direkt abgesegnet werden
→ Abgeflachte Hierarchien: Die Teilnahme des CEO kann die Silos und Hierarchien zwischen den anderen Teilnehmer*innen aufweichen
Die Nachteile:
→ Machtdynamik: Die Anwesenheit des CEO kann andere Teilnehmer*innen einschüchtern und davon abbringen, ihre “out of the box”-Ideen zu teilen.
→ Unterbrechungen: Für den Design Sprint sollten alle Teilnehmer*innen ihre Kalender leeren. Das fällt besonders CEOs mit vielen Verpflichtungen oftmals schwer.
→ Rollenverteilung: Der Sprint Lead kann bei einem besonders aktiven CEO Schwierigkeiten bekommen, die Kontrolle über den Workshop bei sich zu behalten.
Ist man sich dieser Vor- und Nachteile bewusst, kann schon in der Planung bewusst darauf eingegangen werden – zum Beispiel, indem der CEO nur für das Alignment an Tag 1, nicht aber für die kreativen Folgetage am Workshop teilnimmt.
Die wichtigsten Rollen im Design Sprint Team
Eine gute Organisation ist das Fundament für einen erfolgreichen Design Sprint. Denn je weniger der Workshop ins Stocken gerät, desto mehr Zeit und Konzentration bleibt für Kreativität. Deshalb empfiehlt es sich, den Teilnehmer*innen Rollen zuzuteilen.
Wenn wir mit Unternehmen Design Sprints halten, teilen wir die Rollen wie folgt auf:
Wir decken diese Rollen im Sprint Team ab:
Sprint Lead — Verantwortlich für den gesamten Sprint
Moderator*in — Diese Person steuert Zeit, Gespräche und den gesamten Sprint-Prozess. Sollte Meetings selbstbewusst leiten und Diskussionen spontan zusammenfassen können.
Sprint Host*ess — Verantwortlich für Essen, Snacks und Getränke
Runner — Bereitet Workshop-Material vor und holt z.B. Essen
Prototyper*in — Verantwortlich für die Erstellung des Prototypes
Recruiter*in — Verantwortlich für das Rekrutieren von Nutzer*innen für die Interviews
Interviewer*in — Führt die Interviews an Tag 5 durch
Notetaker — Macht Notizen während der Interviews.
Fotograf*in — Dokumentiert den Design Sprint
Das Unternehmen stellt diese Rollen:
Entscheider*in — Ohne Entscheider*in bleiben Entscheidungen nicht bestehen. Wenn der oder die Entscheider*in nicht die gesamte Sprint-Woche teilnehmen kann, sollte er*sie eine*n Stellvertreter*in ernennen. Übrigens: Der CEO muss nicht zwingend der*die Entscheider*in sein.
Expert*innen — Teilen Ihr Wissen und bringen alle Teilnehmer*innen auf einen Wissensstand.
Wie findet man Kandidat*innen fürs User Testing?
Kein Design Sprint ohne echte User-Insights - und keine echten User Insights ohne passende Kandidat*innen für die Interviews.
Theoretisch sieht der Design Sprint vor, dass User erst nach Ende der Workshop-Phase, also ab Tag 3, rekrutiert werden. Das liegt daran, dass oft erst im Zuge des Workshops genau klar wird, wie die Zielgruppe aussieht, für die der Prototyp gebaut wird.
Mit einer Design Sprint Agentur müssen Sie sich keine Gedanken darüber machen, denn Ihr Teil ist nach Tag 2 getan. Die Rekrutierung passender Nutzer*innen, das Erstellen des Prototyps und die Durchführung von Tests übernehmen wir.
Wie viele Proband*innen sollten Sie interviewen?
Wir sagen: 5 sollten es sein, denn schon nach 5 Interviews sollten sich große Muster zeigen. Bedenken Sie dabei, dass Krankheit, Vergesslichkeit oder Unzuverlässigkeit zu einem Ausfall von Kandidat*innen führen kann. Mit einer “Reservebank” aus 1-2 auf Abruf verfügbaren Nutzer*innen sind Sie auf der sicheren Seite.
Wo finden Sie Proband*innen?
Das kommt auch darauf an, in welcher Phase Ihr Produkt steht. Ist es bereits am Markt, können Sie über eine Incentivierung auf aktive Nutzer*innen zurückgreifen. Ist dies nicht der Fall, können Sie Anzeigen über die sozialen Netzwerke schalten, in Facebook oder LinkedIn Gruppen suchen, auf Tester*innen-Pools spezialisierter Agenturen zurückgreifen oder aber den gesamten Rekrutierungsprozess outsourcen.
Wie läuft ein Design Sprint 2.0 bei brightside Studio ab?
Jeder Design Sprint durchläuft 5 Stufen, wobei im originalen Aufbau jeder Stufe ein Tag gewidmet wird. Hier ein Schnellüberblick, bevor wir die einzelnen Stufen im Detail betrachten – inklusive Zeitpläne für jeden einzelnen Tag.
Tag 1 (Workshop): Problem Verstehen und Lösung Skizzieren: Am Montag schafft das Team durch strukturierte Gespräche und eine tiefgehende, individuelle Ideenfindung anhand eines vierstufigen Prozesses eine fokussierte Grundlage für die Sprint-Woche, die kritisches Denken über kreative Gestaltung stellt.
Tag 2 (Workshop): Lösung Entscheinden und Plan erstellen: Am Dienstag trifft das Team nach der Ziel- und Lösungsfindung am Vortag strukturierte Entscheidungen, indem es die besten Ideen präsentiert, ihre stärksten Elemente in ein Storyboard überführt und dabei einem klaren fünfstufigen Entscheidungsprozess folgt, der als Grundlage für den Prototyp dient.
Tag 3: Prototyp erstellen: Am Mittwoch wird das Storyboard in einen realitätsnahen Prototyp umgesetzt, der keine perfekte Lösung darstellen soll, sondern eine möglichst glaubwürdige Simulation für den Nutzer*innentest am Freitag.
Tag 4: Prototyp finalisieren: Am Donnerstag wird der Prototyp finalisiert, ein Interviewleitfaden mit allgemeinen und prototypspezifischen Fragen erstellt und der Prototyp intern getestet, bevor er am Freitag den Nutzern präsentiert wird.
Tag 5: Testen & Interviews: Am Freitag schließt das Team die intensive Sprint-Woche ab, indem es den Prototyp Nutzer:innen präsentiert, ihre Reaktionen beobachtet und so wertvolle Erkenntnisse darüber gewinnt, was erreicht wurde und welche nächsten Schritte folgen sollten.. Hier können optional auch die Workshop-Teilnehmer*innen zurBeobachtung wieder dazukommen.
Design Sprint 2.0 bei brightside Studio
Im Design Sprint 2.0 fließt das im originalen Design Sprint für Tag 2 angedachte Skizzieren von Lösungen mit in Tag 1 des Workshops ein. So ergibt sich ein 4-Tage-Sprint — wir bei brightside Studio halten es jedoch anders:
Die gewonnene Zeit nutzen wir für die Optimierung des Prototyps, um den Nutzern in Tests ein sich möglichst echt anfühlendes Produkt bereitstellen zu können.
Tag 1: Problem verstehen und Lösungen skizzieren
Am Montag finden strukturierte Gespräche statt, die eine solide Grundlage und einen klaren Fokus für die Sprint-Woche schaffen. Dieser Aufbau ermöglicht es dem Team, in kürzester Zeit ein Maximum an Informationen aufzunehmen und dabei typische Abschweifungen zu vermeiden. Man beginnt mit dem Endziel und einigt sich auf ein langfristiges Ziel.
Am Nachmittag wird eine Methode zum Einsatz kommen, die tiefes Nachdenken fördert. Anstelle eines gewöhnlichen Gruppenbrainstormings wird jede Person ihre eigenen detaillierten und fundierten Lösungen skizzieren. Dabei folgt sie einem vierstufigen Prozess, der kritisches Denken über kreative Gestaltung priorisiert.
Unsere Ablauf für Tag 1:
10 Uhr
Agenda auf das Whiteboard schreiben. Damit jede*r weiß, was als Nächstes passiert.
Vorstellungsrunde. Durch eine kurze Vorstellungsrunde lernen sich die Teilnehmer*innen kennen. Wir stellen Moderator*in und den Entscheider*in vor und erklären ihre Rollen.
Sprint erklären. Wir stellen den fünftägigen Sprint-Prozess vor, gehen die Checkliste durch und beschreiben kurz jede Aktivität.
10:15 Uhr
Experten befragen. Wir interviewen Expert*innen aus dem Sprint-Team sowie externe Gäste. Ziel sind jeweils fünfzehn bis dreißig Minuten pro Gespräch. Wir fragen nach der Vision, nach vorhandener Kund*innenforschung, nach Funktionsweisen und nach bisherigen Bemühungen. Dabei verhalten wir uns wie Reporter*innen. Währenddessen aktualisieren wir unser langfristiges Ziel, unsere offenen Fragen und unsere Map.
Wir setzen langfristige Ziele. Lasst uns optimistisch werden. Warum existiert dieses Projekt? Wo soll es in sechs Monaten, einem Jahr oder sogar in fünf Jahren stehen? Die langfristigen Ziele werden auf dem Whiteboard festgehalten.
11:00 Uhr
How Might We (oder Wie könnten Wir) Notizen. Wir erklären das Prinzip der „Wie könnten wir...“-Notizen (WKW). Dafür verteilen wir Whiteboard-Markierungen und Haftnotizen. Gemeinsam formulieren wir Probleme als Chancen um. Jede Notiz beginnt mit „WKW“ in der oberen linken Ecke. Wir schreiben jeweils eine Idee pro Post-it.
Organisation der How Might We (WKW) Notizen. Wir kleben alle WKW-Notizen in beliebiger Reihenfolge an eine Wand. Ähnliche Ideen platzieren wir nebeneinander. Während sich Themen herauskristallisieren, beschriften wir sie entsprechend.
Wahl der relevantesten How Might We (WKW) Notizen. Jede Person bekommt zwei Stimmen und kann für ihre eigenen oder dieselben Notizen zweimal abstimmen.
12:00 Uhr | Erstellen einer Karte. Wir listen die Nutzer*innen und wichtige Akteur*innen auf der linken Seite auf. Auf der rechten Seite zeichnen wir das Ziel, das wir erreichen möchten. In der Mitte entsteht ein einfacher Flowchart mit fünf bis fünfzehn Schritten, der zeigt, wie die Kund*innen mit dem Produkt interagieren.
13 Uhr | Mittagspause
14 Uhr | Lightning Demos. Wir schauen uns großartige Lösungen von verschiedenen Unternehmen – auch von uns selbst – an. Für jede Demo nehmen wir uns drei Minuten Zeit. Gute Ideen halten wir mit einer schnellen Skizze auf dem Whiteboard fest.
15:30 Uhr | Der Vier-Schritte-Skizze. Wir erklären kurz die vier Schritte. Dann skizzieren alle. Wenn wir fertig sind, sammeln wir die Skizzen in einem Stapel und bewahren sie für morgen auf.
- Notizen (20 Minuten): Wir gehen still durch den Raum und sammeln Gedanken und Ideen.
- Ideen (20 Minuten). Jede*r notiert für sich erste grobe Ideen und umkreist die vielversprechendsten.
- Crazy 8s (8 Minuten). Wir falten ein Blatt Papier in acht Felder und skizzieren in jedem eine Variation einer der besten Ideen – eine Minute pro Skizze.
- Lösungs-Skizze (30–90 Minuten). Wir erstellen ein dreiteiliges Storyboard, indem wir drei Post-its auf einem Blatt Papier skizzieren. Die Skizze bleibt anonym, ist selbsterklärend und muss nicht perfekt sein. Jede bekommt einen einprägsamen Titel.
Tag 2: Für eine Lösung entscheiden und detaillierten Plan erstellen
Nachdem wir am Montag das Problem verstanden, ein Ziel für den Sprint festgelegt und Lösungen skizziert haben, werden am Dienstag Entscheidungen getroffen.
Zuerst werden die besten Ideen des Vortags präsentiert. Die besten Elemente der gewählten Ideenskizzen fließen in der zweiten Tageshälfte in ein Storyboard, das die aufeinanderfolgenden Lösungsschritte beschreibt und als Vorlage für die Entwicklung des Prototyps dienen wird.
Um die Entscheidungsfindung in der Gruppe zu beschleunigen, bietet sich ein strikter fünfstufiger Entscheidungsprozess an.
10 Uhr | Auswahl der Lösungen im fünfstufigen Prozess
Wir folgen diesen fünf Schritten, um die stärksten Lösungen auszuwählen:
- Art museum. Wir kleben die Lösungsskizzen in eine Reihe nebeneinander an die Wand.
- Heat map. Alle Teammitglieder begutachten schweigend jede Lösungsskizze und markieren interessante Aspekte mit Punktaufklebern.
- Speed Critique. Die Glanzpunkte jeder Idee werden schnell besprochen und große Ideen auf Post-its festgehalten.
- Abstimmung. Jedes Teammitglied wählt eine Lösungsidee aus und stimmt per Punkt-Aufkleber für sie ab.
- Supervote. Der oder die Entscheider*in erhält drei große Punkte. Die Idee mit den meisten Punkten wird in den folgenden Tagen als Prototyp erstellt und getestet.
13 Uhr | Mittagspause
14 Uhr | Storyboard erstellen
Wir erstellen ein Storyboard, um den Prototyp zu planen.
- Raster zeichnen. Wir zeichnen etwa fünfzehn Kästchen auf ein Whiteboard.
- Einstiegsszene wählen. Wir überlegen, wie Kund*innen normalerweise auf euer Produkt oder euren Service stoßen. Den Einstieg halten wir einfach: z. B. eine Websuche, ein Artikel in einer Zeitschrift, das Produkt im Regal, usw.
- Storyboard ausfüllen. Wir verwenden nach Möglichkeit vorhandene Skizzen für das Storyboard. Wir zeichnen nur, wenn keine Skizzen vorhanden sind, aber nicht gemeinsam. Es werden nur so viele Details hinzugefügt, wie das Team braucht, um den Prototyp am Mittwoch zu erstellen. Unsicher? Es macht Sinn, hier ruhig etwas zu wagen. Die fertige Story sollte fünf bis fünfzehn Schritte umfassen.
Zum Ende des 2. Tages ist der Workshop-Teil des Design Sprints abgeschlossen. Während Entscheider*innen und Expert*innen von der Kund*innenseite wieder zurück in den Arbeitsalltag begeben, geht für uns die Design-Arbeit auf Basis des Workshops los.
Tag 3 (Nur Design Sprint Agentur): Prototyping I
Am Mittwoch werden die Storyboards prototypisch umgesetzt, ehe am Freitag das Feedback der Nutzer gesammelt wird. Das Ziel dieses Design-Sprint-Tags ist es, die Grundlagen für eine gute Simulation der finalen Lösungsidee zu erstellen, nicht eine perfekte Version der Lösung selbst.
Dabei geht es nicht darum, einen optisch perfekten Prototyp zu entwickeln. Es gibt weder Fokus auf professionelles Branding noch auf perfekte Benutzerfreundlichkeit. Es sollte für die Benutzer*innen real genug wirken, aber mehr ist nicht nötig.
10 Uhr | Vorbereitung auf das Prototyping
- Auswahl der richtigen Tools. Schnelle Wireframes können mit Miro und Whimsical erstellt werden. Wenn es noch schneller gehen soll, greifen wir auf Stift und Papier zurück. Für die Entwicklung des Prototyps ist Figma der Standard.
- User Flows erstellen. Sie bilden die wesentlichen Bausteine für die Erstellung von Wireframes und die Visualisierung von Prototypen.
13 Uhr | Mittagspause
14 Uhr | Zusammenfügen des Prototypes. Da die Arbeit in Teile aufgeteilt ist, kann es leicht passieren, dass der Gesamtüberblick verloren geht. Der Prototyper überprüft die Qualität und sorgt dafür, dass alle Teile in den Wireframes sinnvoll miteinander verbunden sind.
Interessantes zu Tag 3:
- Alles kann in einem Prototyp umgesetzt werden – auch Prozesse (z.B. durch Videos)
- Prototypen können (und sollten manchmal) weggeworfen werden – wir sind stets bereit, das Gebaute im Zweifel wegzuwerfen und eine starke persönliche Bindung zur Idee bzw. zum Prototyp vermeiden
- Wir bauen gerade so viel, dass gelernt werden kann – nicht mehr
- Der Prototyp muss den Anschein haben, als sei er real – Papierprototypen sind nicht realistisch genug, um realistisches Nutzer*innenfeedback zu sammeln
Tag 4 (Nur Design Sprint Agentur): Prototyping II
Am Donnerstag wird der Prototyp weiterentwickelt und finalisiert. Gleichzeitig feilen wir an den User-Interviews. Dafür wird ein Skript erstellt, das als Leitfaden für das Interview dient. Dieses Skript enthält allgemeine Fragen zum Nutzer*innen sowie spezifische Fragen zum Prototyp selbst.
Bevor der Prototyp den Nutzer*innen vorgestellt wird, sollte er intern von mehreren Kolleg*innen getestet werden.
10 Uhr | Arbeit am Prototyp und Vorbereitung für Tag 5
- Interviewskript erstellen. Der oder die Interviewer*in bereitet sich auf den Test am Freitag vor, indem er ein Skript verfasst
- Nutzer erinnern. Wir stellen sicher, dass die ausgewählten Proband*innen den Termin fest eingeplant haben. Eine E-Mail ist gut, ein Anruf ist besser.
13 Uhr | Mittagspause
14 Uhr | Prototyp fertigstellen und testen. Wir gehen den Prototyp mehrmals durch und stellen sicher, dass alle Verlinkungen funktionieren und kein Screen fehlt. Wir testen den Prototyp mit Kolleg*innen, die nicht Teil der Entwicklung waren und mit einem frischen Paar Augen auf die Logik blicken können.
Tag 5, Teil 1 (Nur Design Sprint Agentur): Testing
Der Sprint begann mit großen Herausforderungen, die vielleicht nicht erst mit Tag 1 starteten. Bis Freitag haben wir mit dem Expert*innen-Team der Unternehmensseite gemeinsam vielversprechende Lösungen entwickelt, die besten ausgewählt und anschließend einen realistischen Prototyp erstellt. Das allein wäre schon eine beeindruckend produktive Woche. Doch am letzten Tag gehen wir noch einen Schritt weiter, indem wir Nutzer*innen interviewen und dabei beobachten, wie sie auf den Prototyp reagieren. Am Ende des Tages wissen wir so, was wir wirklich erreicht haben und was als Nächstes zu tun ist.
Das Interview
Um etwas Ordnung in die heutige Lernerfahrung zu bringen und die spätere Interpretation und Reflexion zu erleichtern, empfiehlt sich, strukturierte Interviews mit den Testnutzer*innen durchzuführen. Das folgende Interviewformat mit 7 Schritten hat sich in der Praxis bewährt – unabhängig davon, ob das Interview vor Ort oder remote mit Screen-Sharing im Video Call abläuft:
- Freundliche Begrüßung. Dies umfasst eine persönliche Vorstellung und ein Dankeschön an den oder die Testnutzer*in. Außerdem sollte eine lockere, informelle Atmosphäre gefördert werden. Ein Hinweis, dass nicht der Nutzer getestet wird, sondern der Prototyp, kann hierbei helfen. An dieser Stelle bietet es sich auch an, den groben weiteren Verlauf vorzustellen und den Testnutzenden die Möglichkeit zu geben, Fragen zu stellen.
- Allgemeine, offene Kontextfragen zum Nutzer stellen. Nun geht es zunächst darum, mehr über den individuellen Kontext der nutzenden Person zu erfahren. Dabei sollten offene Fragen gestellt werden, um möglichst reichhaltige Antworten und Geschichten zu gewinnen. Im weiteren Verlauf sollte die Konversation in die Richtung des Themas gelenkt werden, das dem Design Sprint Zugrunde liegt.
- Vorstellung des Prototyps. Jetzt wird der oder die Testnutzer*in gefragt, ob es in Ordnung ist, dass ihm/ihr ein Prototyp gezeigt wird. So wird klar zum Ausdruck gebracht, dass der oder die Testnutzer*in dem Interviewer einen Gefallen tut, nicht andersherum. Wir fördern direktes Feedback und betonen nochmals, dass es um die Idee geht, nicht um Personen (z.B. indem der Interviewer sagent, dass er nicht persönlich den Prototyp entwickelt hat). Wir stellen klar, dass es keine richtigen oder falschen Antworten gibt und weisen den/die Testnutzer*in darauf hin, dass er/sie seine/ihre Gedanken während des Ausprobierens artikulieren soll (Think-Aloud).
- Detaillierte Aufgaben für den Testnutzer, die er/sie mit Hilfe des Prototyps/der Prototypen durchführen soll. Der/Die Testnutzer*in soll sich möglichst tief und realistisch auf den Prototyp einlassen. Dies kann gefördert werden, indem ihm/ihr detaillierte Aufgaben zugewiesen werden, die mit dem Prototyp zu erledigen sind. Während der/die Testnutzer*in unter Nutzung des Prototyps die Aufgabe(n) bearbeitet, stellt unser Interviewer leicht beantwortbare, offene Fragen stellen, um den/der Testnutzer*in zum Äußern seiner/ihrer Emotionen und Gedanken zu bewegen (z.B. Was denken Sie über dieses Element? Wofür könnte das hier gut sein?).
- Eine kurze Nachbesprechung, um die allgemeinen Gedanken und Eindrücke des/der Testnutzerin zu erfassen Zum Abschluss des Interviews stellen wir einige Fragen allgemeiner Natur, um die wichtigsten Gedanken, Emotionen, Erfolge und Misserfolge des/der Testnutzer*in zu ermitteln. Dabei geht es im Vergleich zur vorherigen Phase eher um den Gesamteindruck des/der Kund*in.
- Welche Frage habe ich nicht gestellt, die ich aber hätte stellen sollen?“ Diese Frage ist sehr wirkungsvoll, da wir damit dem/der Nutzer*in ermöglichen, Gedanken zu äußern und Dinge anzusprechen, an die wir selbst nicht gedacht haben.
- Wir bedanken uns für die Teilnahme und das wertvolle Feedback.
Was es bei einem User-Interview zu bedenken gibt:
- Um Testnutzer*innen nicht zu sehr unter Druck zu setzen bzw. abzulenken, sollte nur ein einzelnes Sprint-Mitglied die Rolle des Interviewers übernehmen.
- Fünf ist die magische Zahl. Nach fünf Kund*inneninterviews werden sich große Muster zeigen. Führt alle fünf Interviews an einem Tag durch.
- Zusammen beobachten, gemeinsam lernen. Das Sprint-Team sollte nicht aufgetrennt werden. Gemeinsam zuzusehen ist effizienter und führt zu besseren Schlussfolgerungen.
- Jedes Mal ein Gewinn. Der Prototyp kann ein effizienter Fehlschlag oder ein unvollkommener Erfolg sein. In jedem Fall gibt es Learnings, was es für den nächsten Schritt braucht.
Tag 5, Teil 2: Abschluss & Nächste Schritte
Wenn die Workshop-Woche sich dem Ende neigt, werden die nächsten Schritte diskutiert.
Nach jedem Interview | Insights sammeln
Nach jedem Interview sollte im Anschluss eine Feedback-Matrix an einem Whiteboard (wenn man sich in Person sieht) oder in Miro erstellt werden. Für jede*n Testnutzer*in wird eine Spalte erstellt. Es werden positive, negative und neutrale Beobachtungen bzw. auch Ideen auf post-its festgehalten. Danach sollte eine Pause eingelegt werden, ehe das nächste Interview beginnt.
Nach allen Interviews | Insights gruppieren und nächste Schritte formulieren
Ähnliche Insights und Gedanken werden gruppiert, sodass ein Muster entsteht. Nun geht es darum, die initialen Design-Sprint-Fragen von Montag hervorzuholen und mit den beobachteten Reaktionsmustern in Verbindung zu bringen. Womöglich wird nicht jede dieser Fragen nun beantwortet werden können, allerdings können jetzt schon nächste Schritte bestimmt werden. Insgesamt hat man ein deutlich besseres Verständnis des/der Nutzer*in und Nutzungskontexts, das wiederum als Fundament für die Weiterentwicklung der Idee dient.
Zum Abschluss
Zum Abschluss des Design-Sprints tritt das Sprint-Team mit dem Entscheider zusammen und diskutiert die Fragestellung, Lernergebnisse sowie nächste Schritte. Vor allem letzteres ist wichtig, um sicherzustellen, dass der Prozess in angemessenem Tempo weiterläuft.
Falls der Prototyp falsifiziert wurde: Wie soll die Suche nach der Lösung weitergehen? Und falls der Prototyp validiert wurde: Wie sehen die Schritte bis zum Launch aus?
Natürlich sind die Extremfälle nicht die einzig möglichen Ergebnisse – häufig wird weder alles angenommen noch alles abgelehnt und über schrittweise Anpassungen können Prototypen entstehen, die in Folgetests erfolgreich abschneiden.